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In jedem Moment passiert etwas ganz Besonderes, das als Geschichte bleibt. Warum sollte die Historie dann uninteressant und langweilig sein?

Seit elf Jahren erleben Geschichtsbegeisterte von der neunten bis dreizehnten Klasse für eine Woche im sächsischen Geschichtscamp ein Themengebiet der DDR-Geschichte tiefgründig. Dies ist ein Projekt zwischen den Bundesländern Sachsen und Baden-Württemberg.

Aufmerksam geworden bin ich auf das sächsische Geschichtscamp durch meine Geschichtslehrerin Frau Köhler. Sie betreute meine Facharbeit, in der ich mich mit den Jugendwerkhöfen in der DDR und genauer mit dem ausgewählten Fallbeispiel des Jugendwerkhofes “Rosa Luxemburg“ in Klaffenbach beschäftigte. 

Nach meiner erfolgreichen eigenständigen Bewerbung war ich, Carolina Bossow, vom 19. bis 23. September erste Teilnehmerin des Carl-von-Bach-Gymnasiums im sächsischen Geschichtscamp. Insgesamt nahmen 49 Schüler*innen teil, die hauptsächlich aus Sachsen und Baden-Württemberg kamen. Während der fünf Tage waren wir alle in einer Jugendherberge untergebracht. 

Das Camp fand dieses Jahr unter dem Hauptthema „Jugendkultur in der DDR zwischen Rebellion und Anpassung“ in der historisch ereignisreichen Stadt Torgau statt.     

In der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zeigte diese Stadt starke Gegensätze auf. Als Residenzstadt begeisterte sie mit ihrer für damalige Verhältnisse gut restaurierten Innenstadt und schockierte zugleich durch ihre negative Wertigkeit als Repressionsort.

Um die Vielfältigkeit der Themen in einer Woche behandeln zu können, arbeiteten wir tagsüber in acht Workshops. Die Inhalte wurden am Freitag vor allen Teilnehmern präsentiert. Zusätzlich gab es am Abend Lesungen oder Podiums-Diskussionen. Wir thematisierten unter anderem die DDR-Strafvollzugsanstalt Torgau (1950-1990) und ihre Geschichte, das Leben als Punk in der DDR, die repressive Heimerziehung sowie Jugendliche als politische Häftlinge und lernten die Methoden der Staatssicherheit auf dem Schulhof kennen.

Mein Workshop beschäftigte sich mit den venerologischen Stationen, in die Frauen und Mädchen gegen ihren Willen aufgrund des Verdachts oder wegen einer Geschlechtskrankheit eingewiesen wurden. Diese Stationen gab es in der gesamten DDR, unter anderem in Leipzig und Berlin.

Zusätzlich behandelten wir den in der DDR einzigen, offiziell geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. In diesem lebten Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren für maximal sechs Monate. Das Bild zeigt den ehemaligen geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Es wurde nach 1990 aufgenommen und stellt somit nicht mehr das Original während der DDR-Zeit dar.    

In beiden Einrichtungen war das allgemeine Ziel die Disziplinierung der Jugendlichen und die Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit. Gestützt wurde unsere Arbeit in jedem Workshop durch ein Zeitzeugengespräch, Einblicke in Stasi-Akten, den Besuch von Gedenkstätten und den begleitenden Workshopleiter*innen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich diese ereignisreiche und lehrreiche Woche als eine von über tausend Bewerber*innen miterleben durfte. Ich erlangte zu neuem geschichtlichen Wissen, Anregungen zu Recherchen und konnte neue Kontakte schließen.

 

                                                 Carolina Bossow